Interview mit Mike Roy Stähelin, dem Inhaber & CEO der Markenagentur cocomu in Solothurn
Mike Stähelin ist CEO und Inhaber der Markenagentur cocomu in Solothurn und hat Brandmanagement und Kommunikation studiert. Seine Sporen u.a. im Branding und mit Website hat er sich in namhaften Agenturen in Bern und Zürich als Kreativleiter für Marken wie Helvetia Versicherung, Kloten Flyers, Migros, Spirig, Swiss Ski, Swiss Olympic, Swisscom oder die Raiffeisen verdient.
Herr Stähelin, in den letzten Jahren, insbesondere währen und vor allem durch die COVID-Krise entstand ein regelrechter Digialisierungs-Boom. Wie beurteilen Sie diesen Umstand?
Unternehmen die sich auf den persönlichen Kontakt fokussierten, wurden vom Lockdown 2022 überrascht. Von eingeschränkten Kommunikationswegen bis hin zum totalen Abbrechen des Neukundenzugangs. Dies führte in der Folge zu einem noch stärkeren Digitalisierungsdruck und leider teils auch unkontrollierten Lösungen und kostenintensiven Lösungen.
Der Kreis der betroffenen war aber doch sehr beschränkt auf die Event-, Fitness, Hotel- und Gastrobranche?
Wir haben in den Medien mehrheitlich von diesen Branchen und Ihren Schicksalen gelesen. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass für direkt Betroffene vereinzelt Unterstützungsgelder gesprochen wurden und andersrum indirekt und nicht minder betroffene nichts erhalten haben. Denken Sie dabei an Unternehmen, die Ihren Vertriebskanal auf Messen ausgelegt haben. Ich habe mit Unternehmern gesprochen, die von heute auf morgen ihren perfektionierten Vertriebskanal verloren. Ein simpler und solider Schritt Richtung Digitaler Markenwelt hätte diesen Umstand sicherlich etwas abgefedert.
Sie meinen die Digitalisierung wurde ignoriert?
Natürlich nicht von allen und teils auch nciht bewusst. In Beratungsgesprächen höre ich aber oft Argumentationen wie: wir sind ausgelastet, wir werden weiterempfohlen, wir haben keine Ressourcen für Markenkommunikation, ergo bleibt alles wie gehabt. Das Problem bei einer Krisen ist, dass oft kein Notfallplan vorhanden ist oder eine strategische Veränderung Neuausrichtung bestimmt wird. Dies führt zu Stillstand oder unkontrollierten Handlungen.
Was verstehen Sie unter unkontrollierten Handlungen? Auch im Zusammenhang mit der zuvor erwähnten Digitalisierung.
Das kann von der Ausgangslage, dem Handlungsdruck und den Beteiligten zu unterschiedlichen und mehr oder weniger human ausgedrückt unschönen Ergebnissen führen. Der Digitalisierungsdruck in den letzten Jahren ermöglichte es vor allem Onlinemarketing- und Web Agenturen die hohe Nachfrage für teils überissene Preise auszunutzen. Und ich spreche hier nicht von Angebot und Nachfrage, sondern einfach nur dem Preis Leistungs Verhältnis und einer sinnvollen Lösung.
Haben Sie konkrete Beispiele?
Ob wir nun ein Re-branding, eine Website, eine digitale Broschüre oder eine Magazin entwickeln, stehe wir zu Beginn vor der Herausforderung, zu Beginn nicht die notwenigen Arbeitsstunden für den Kreativeprozess oder die Programmierung zu wissen. Wir bewegen uns mehrheitlich im Kostenrahmen eines definierten Projekts. Wenn ich aber von CEOs erfahre, dass ihre einfache Website, die nicht gefällt, knapp 20k anstelle 12k kostet, ärgert mich das schon. Es schadete unserem Agentur Image und selbst der offerierte Preis liegt weit über dem Wert.
Ein gewichtigerer Fehler der in den letzten Jahren oft gemacht wurde ist die Digitalisierung losgelöst von der Marke anzugehen. Ob Website, Social Media, Erklärvideo oder digitaler Verkaufsprozess. Ohne klare Markenidentität und der entsprechend definierten Markenwelt wie einem Corporate Design lösen sich die neu entwickelten Massnahmen von der Marke. Dieser Umstand ist anbetracht der Investition in die Neuausrichtung schade, da sie über die Zeit und Aktionen immer weniger die eigene Marke stärkt.
Wo sehen Sie eine Lösung, wenn der Fokus auf die Digitalisierung gesetzt wir?
Einerseits erfahre ich vor allem bei Digitalaffinen Unternehmen vermehrt den Wunsch nach fassbarer Kommunikation. Andererseits rate ich Unternehmen die ihre Kommunikation digitalisierne wollen, auch wenn nur mit einem Refreshing der besteehnden Website sich zuvor Gedanken über die eigenen Marke zu machen. KMUs und vor allem Selbständige verfügen über keine definierte Markenidenität und ein ganzheitliches Corporate Design CD. Dabei ist dies die Grundlage für alle Kommunikationsmassnahmen.
Ist die Entwicklung einer Markenidentität mit CD denn für Kleinunternehmen auch finanzierbar?
Grundsätzlich bin ich der Meinung dass jede Geschäftsleitung sich Gedanken über die eigene Unternehmensmarke machen sollte und die Grundlagen Definieren. Auf die finanziellen Bedrüfnisse von Selbständigen und KMU 's habe ich das Startpaket entwickelt. Es bietet den Verantwortlichen konkrete Ideen und Vorschläge für eine nachhaltige Markenentwicklung. Die Kombination von professionellen und praktischen Ansätzen zu einem defnierten Paket mit Fixpreis machen die Lösung Finanzierbar. Der Erfolg der bisher über 50 umgesetzen Startpakete spricht für sich.
Zurück zur Digitalisierung. Wo sehen Sie die Herausforderung für Websites?
Wie zuvro erwähnt zu Beginn den Markenauftritt zu überprüfen und wenn nötig anzupassen und zu vereinheitlichen. Es macht keinen Sinn, in eine neue Website Zeit und Geld zu investieren, wenn die Marke für die Besucher nicht fassbar ist. Eine klare Markenidenität und ein passendes Kommuniaktionskonzept ermöglicht der Website, nebst ergänzenden Massnahmen, die Besucher in ihrer Kundenreise auch emotional zu erfassen und zu einer positiven Einstellungs- und Verhaltensänderung zu bewegen.
Ich komme noch einmal auf die Kosten zurück. Markenidentiät, Kommunikationskonzept, Website und ergänzende Massnahmen. Ist diese Lösung von einem KMU denn überhaupt umsetzbar?
Selbstverständlich. Je nach Ressourcenteilung ist dieses Konzept auch von Kleinstunternehmen ohne Probleme langfristig finanzierbar. Voraussetzung hierfür ist ein Richtplan und eine offene Kommuniaktion mit der Agentur. Hier gilt vor allem eine professioneller, nachhaltiger und zum Budget passend pragmatischer Ansatz beispielsweise mit definierten Basislösungen mit einer Preisobergrenze .
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