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US-Präsidentschaftswahl – Die Kommunikation zwischen zwei Rivalen, die unterschiedlicher fast nicht


Über kein Thema wurde in den letzten Monaten mehr in den Medien diskutiert, als über die Präsidentschaftswahlen in den USA. Ja, es ist wieder die Zeit der Kämpfe zwischen zwei Rivalen gekommen, die unterschiedlicher fast nicht sein könnten. Die Kämpfe der Ideologien, Überzeugungen, Ziele und Visionen.

Hillary Clinton, die Vertreterin der demokratischen Partei, gilt weltweit als Favoritin. Doch in den USA scheint dies nicht ganz eindeutig zu sein. Denn ihr grosser Gegner und Vertreter der republikanischen Partei ist Donald J. Trump. Bekannt ist, dass sich beide gegenseitig verspotten. Es kämpfen (auch wortwörtlich) einerseits die Bürger der USA als auch die Kandidaten selbst gegeneinander. Die Hauptplattform der Kommunikation für die beiden ist ganz klar: Twitter.

Beide haben auf ihren Profilen Millionen von Followern, wobei auffällt, dass Donald Trump fast doppelt so viele Follower verzeichnet wie Clinton. Doch was ist der Grund für die grosse Differenz in der Anzahl der Follower und wie sieht die Kommunikation der beiden Kontrahenten aus, auf welche Art exponieren sie ihre Meinungen über den anderen? In den letzten Monaten verging kein Tag, an welchem nicht in einer Tageszeitung oder in den sozialen Netzwerken eine Diskussion über eine ihrer Aussagen, Auseinandersetzungen oder einen ihrer Skandale in Tweets stattfand.

Logo

Das Ursprüngliche Logo von Donald J. Trump mit dem Slogan „Make America Great Again“ verwendete die drei Farben Rot, Dunkelblau und Weiss aus der amerikanischen Flagge. Grosse Buchstaben stellen gleichzeitig starke Aussagen dar. Klarheit und Einheitlichkeit verbinden sich mit den Vereinigten Staaten.

Am 15. Juli 2016 stellte Donald Trump sein neues Logo vor und enthüllt seine (nach Trump) zukünftige Zusammen-arbeit mit dem Gouverneur vom Bundesstaat Indiana, Mike Pence. Trump begründete seinen Entscheid zum neuen Logo damit, dass sein einst originales Logo in den sozialen Netzwerken in den vergangenen Monaten in den Dreck gezogen wurde und einen weltweiten Shitstorm auslöste. Dies, weil der Slogan in Verbindung mit Donald Trump bei vielen nicht gut ankam – so kursierten zahlreiche negative Varianten in den sozialen Medien wie zum Beispiel „Make America Hate/White Again.“

Das neue Logo stellt die Anfangsbuchstaben der Nachnamen von Donald und Mike dar. Allgemein soll es aber auf den ersten Blick wie die Flagge der Vereinigten Staaten aussehen. Doch schon am selben Tag folgte der erste Shitstorm: Die Buchstabenkombination kombination dem „T“ und dem „P“ stellt eine sexuelle Geste dar und kann auch auf zweideutige Art interpretiert werden.

Doch auch das ebenfalls in Rot und Blau gehaltene Logo von Hillary Clinton musste früh Kritik einstecken. Bürger, die sich das Logo aus einer künstlerischen Perspektive ansehen, finden, es ist eine Kopie des „FedEx“-Unternehmens. Auch sind viele der Meinung, es sei nichts Besonderes daran, oder finden, es sehe aus wie die Islandflagge, wie ein Krankenhauszeichen. Interpretationsmöglichkeiten gibt es viele, doch eine klare Begründung bzw. eine Idee hinter diesem roten Pfeil ist wohl nur für Hillary und ihre Partner ersichtlich.

Etwas Gemeinsames haben aber die beiden Logos: Beide kommen bei den amerikanischen Bürgern nicht sonderlich gut an. Auch bei Hillarys Logo gibt es Entsetzen und Bedenken: Wie kann ein Logo der demokratischen Partei Amerikas einen Pfeil nach rechts haben? Fragen wie „Was will Sie uns damit nur sagen?“ oder „Was ist die Aussage ihres Logos?“ traten auf. Antworten dazu gibt es keine. Weder Hillary selbst, noch einer ihrer Arbeitskollegen klärten auf.

Twitter als Hauptkommunikationsplattform

Neben den klassischen politischen Werbeinstrumenten konzentrieren sich beide Kandidaten auf Facebook und Twitter und nutzen Letzteres intensiv. Interessant ist, dass Donald Trump noch im Herbst über 2 Millionen mehr Follower auf Twitter hatte als Clinton, und das, obwohl er als der weniger populäre Favorit dieser Präsidentschaftswahl gilt. Die beiden gehen mit direkten und beleidigenden Beiträgen aufeinander „los“. So postet Hillary fast täglich ironische Beiträge zu Trumps Ideen, Aussagen oder Zielen. Selbstinszenierung und Selbstüberzeugung – sowohl Trump als auch Clinton sind auf Twitter und Facebook von sich selber überzeugt. In einem von Trumps Tweets sagt er in einem kurzen Satz, dass er gewinnen wird, und stellt Clinton bewusst als Lügnerin dar. Direkt, frech und selbstbewusst. Ebenfalls stellt Clinton die Aussagen von ihren Unterstützern stolz zur Schau. Sie ist überzeugt von sich selbst und will zeigen, dass dies auch ihre Fans von ihr sind.

Noch nie zuvor war es so leicht, als politisch wichtige Person so persönlich mit den Bürgern zu kommunizieren wie heute. Denn die Gesellschaft lässt sich gerne unterhalten und liest lieber alltagssprachliche Beiträge als schwere themenbasierte Fachbeiträge. Daraus folgt: Je unterhaltsamer eine Person ist, desto mehr Aufmerksamkeit bzw. Follower bekommt sie auch – somit erweckt Unterhaltsamkeit doch eine gewisse Sympathie. Die beiden Parteien nutzen hierfür eine Vielzahl an Kommunikations-Varianten, mit welchen sie die Psyche der Nutzer ansprechen. Ziel ist dabei immer, den eigenen Kandidaten ins Gespräch zu bringen und ihn in einem positiven Licht beziehungsweise den Kontrahenten in einem negativen darzustellen.

Neuer Diskussionsstoff nach Fernsehdebatte

Die erste von noch drei folgenden Fernsehdebatten am 26. September zwischen Clinton und Trump löste grosse Diskussionen und Argumentationen auf Social Media aus. Laut Schätzungen erreichte die Liveübertragung der Debatte ein Publikum von rund 100 Millionen Personen: Das wäre knapp ein Drittel aller Einwohnerinnen und Einwohner und etwa 68 Prozent der im Wahlregister eingetragenen Personen. Erfreulicherweise verlief jedoch alles ohne Pannen. Doch es ging wieder los – die Bürger bekamen wieder die Gelegenheit, sich nach der Übertragung mit viel Stoff zu Aussagen oder Gesten der Kandidaten auf Social Media zu vergnügen, sich zu beleidigen oder das Ganze einfach zu kommentieren. Schon am Dienstagmorgen waren auf sozialen Plattformen wie Twitter oder Facebook gewaltig viele Memes, Gags oder Kritiken zu sehen. Eines steht klar: Hillary hat in der Zwischenrunde mehr Anhänger als Trump.

Umfragen des „Wall Street Journal“ zufolge warteten rund 34 Prozent der Wähler gespannt auf die zweite Fernseh-debatte, um sich zu entscheiden, für welchen Kandidaten sie stimmen werden. In den letzten Tagen kann aber noch viel passieren. Wir dürfen also gespannt sein.

Wahlkampfausgaben

Höhe der Ausgaben für die Wahlkampagne von Hillary Clinton und Donald Trump im Jahr 2016 nach Bereichen (in Millionen US-Dollar).

Die Zahlen der Wahlkampfgelder, welche in den Bereich Medien gesteckt werden, wachsen bei beiden Kandidaten von Monat zu Monat stetig weiter. Laut Angaben der „The Washington Post“ wurden bis zum 30. Juni 600 Millionen Dollar in die Wahlkampfkampagne von Hillary Clinton investiert. Das ist doppelt so viel wie die Ausgaben von Donald Trump, die sich auf 296,6 Millionen Dollar belaufen. Während Hillary auf private Spenden setzt, rühmt sich Trump, seinen bisherigen Erfolg aus eigener Tasche bezahlt zu haben.

Erschienen: short knowledge Magazin, Ausgabe Nov 2016


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