Farben und Farbstoffe gibt es schon immer. Wie sie hergestellt werden, hat sich im Laufe der Jahrhunderte jedoch stark verändert.
Höhlenmalereien zeigen, dass Menschen bereits vor 40‘000 Jahren mit Kreide und gebrannter Holzkohle bzw. den ersten Farben gearbeitet haben. Seit jeher hat Farbe für uns immer einen besonderen Wert gehabt – sowohl symbolisch wie auch technologisch. Bestimmte Farben werden bis heute strategisch genutzt, wie beispielsweise auch in der Kunstwelt mit Yves Kleins Blau oder Vantablack. Vantablack schafft die bisher dunkelste bekannte Oberfläche: Sie absorbiert bis zu 99,965 % des sichtbaren Lichts. Die Entdeckung neuer Pigmente entstand im Laufe der Zeit durch das Ergebnis glücklicher Zufälle oder jahrelanger Forschung.
Entstehung natürlicher Pigmente
Der erste von vielen Rottönen, welcher auf der ganzen Welt entdeckt wurde, war roter Ocker. Rote Pigmente werden jedoch auch aus Schildläusen gepresst. In Südamerika entstand daraus das Karminrot, in Europa der Kermes (unechtes Karmin), der bis ins 17. Jahrhundert häufig verwendet wurde. Diese natürlichen Pigmente werden auch heute noch verwendet und sind sogar als E120 in Lebensmitteln zu finden. Ein weiterer natürlicher Ursprung von Pigmenten findet sich in Pflanzen, wie bei der Farbe Indigo. Allerdings haben die meisten «natürlichen» Pigmente paradoxerweise eine lange Geschichte als Giftstoffe.
Die Herstellung von Farben war meist aufwendig und zeitintensiv. Die Geschichte der Farbe basiert auf dem Experimentieren seit Jahrtausenden, oftmals auch auf seltsame Art und Weise. Der britische Maler William Turner verwendete beispielsweise eine Farbe auf Wasserbasis namens Indischgelb (Indian Yellow), welche aus dem Urin von mit Mangos gefütterten Kühen hergestellt wurde.
Andere Farben waren sehr kostbar und daher nur einem kleinen Personenkreis vorbehalten. Konnte ein Färbemittel nur mühsam gewonnen werden und war dadurch sehr teuer, konnte es sich von daher nur eine bestimmte Bevölkerungsgruppe leisten. Beispielsweise wird Ultramarinblau aus dem Schleifen des Gesteins Lapislazuli gewonnen und wurde in Auftragsgemälden der Renaissance als Zeichen des Reichtums verwendet. Ein weiterer wertvoller Farbstoff war Purpur. Er wurde von Hand aus einem weisslichen Sekret aus einer kleinen Drüse der Purpurschnecke gewonnen. Unter Sonnen- und Lufteinfluss verändert sich das Sekret allmählich ins Purpurrot. Um die Wolle für eine einzige Tunika zu färben, benötigte man das Sekret von 10.000 Schnecken – eine mühselige und zeitaufwendige Prozedur. Da erstaunt es nicht, dass lediglich Kaiser, Könige und später kirchliche Oberhäupter Gewänder in Purpurrot trugen.
Fast genauso wertvoll wie Purpur war auch Safrangelb. Im alten China durften nur der Kaiser und buddhistische Mönche den Farbton tragen. Er wurde aus den Stempelgefässen des Safrans gewonnen, ein im Herbst blühendes Krokusgewächs.
Chemische Revolution mit synthetischen Pigmenten
Auch synthetische Pigmente sind kein modernes Konzept. Ägyptisch Blau, das nach einer heute verschwundenen Rezeptur hergestellt wurde, ist bereits aus dem Jahr 3250 v. Chr. bekannt. In China wird seit Jahrtausenden die Oxidation verwendet, um Farben in Porzellan zu erzeugen.
Ende des 19. Jahrhunderts gelang es Chemikern, den Farbstoff künstlich herzustellen. Mit ihrer Entdeckung ebneten sie den Weg zu der breiten Palette an Farben, die heute alltäglich geworden sind.
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